Mo 12.11. 19.58 Uhr
Mo 12.11. 23.58 Uhr
Di 13.11. 15.58 Uhr
Sa 17.11. 07.58 Uhr
So 18.11. 07.58 Uhr
„Wir haben ähnliche Hobbys, tragen die gleiche Kleidung und mögen dieselbe Musik – eigentlich sind wir genau gleich!“ Zu diesem Schluss kommt nicht nur Saim, Schüler der Max-Beckmann-Schule und einer der Teilnehmer des deutsch-israelischen Modellprojektes „Gefühle und Werte aus zwei Kulturen: israelische und deutsche Jugendliche im filmischen Dialog“. Auch die israelischen Jugendlichen können mehr Gemeinsames als Trennendes zwischen sich und ihren deutschen MitstreiterInnen entdecken. So ist es dann auch nicht verwunderlich, dass die SchülerInnen gern noch mehr Zeit gemeinsam in Frankfurt verbracht hätten, denn offensichtlich sind neben einer Woche produktiver Arbeit auch neue Freundschaften entstanden.
Zuvor, in der zweiten Aprilwoche, hatten je zwölf Jugendliche aus einem von der Kinder-und Jugend-Aliyah betriebenen Jugenddorf in Israel und zwölf Jugendliche aus der Frankfurter Max-Beckmann-Schule gemeinsam Kurzfilme gedreht. Unter der fachkundigen Anleitung des in Berlin lebenden australischen Regisseurs Jack Rath setzten sich je sechs Jugendliche in gemischten Gruppen aus beiden Ländern filmisch mit ihrer Sicht auf die Welt, mit ihren Hoffnungen, Wünschen und Träumen, aber auch Ängsten und Problemen auseinander.
Am Sonntag (14. April 2013) wurden die Ergebnisse nun in Form eines vierteiligen Episodenfilms im Deutschen Filmmuseum Frankfurt der Öffentlichkeit präsentiert. Neben der Presse waren viele interessierte Eltern, LehrerInnen und MitschülerInnen gekommen.
Dass die Arbeit am Projekt – trotz der beeindruckenden Ergebnisse und der offensichtlichen gegenseitigen Wertschätzung der Jugendlichen – nicht nur „rosig“ verlief, liegt auf der Hand. „Wir haben jeden Tag bis abends gedreht und geschnitten, geplante Freizeitaktivitäten mussten wir ausfallen lassen, damit unsere Filme rechtzeitig fertig wurden“, erklärt Tino, „meine Familie habe ich in dieser Woche kaum gesehen.“ Und Christopher, der nach einer Woche intensivem Englisch-Sprechens sich kaum mehr an deutsches Vokabular gewöhnen will, erinnert sich, dass es ihm anfangs gar nicht so leicht fiel, in der Fremdsprache die richtigen Worte zu finden.
Für Julia, der im Laufe der Woche von ihrer Arbeitsgruppe anerkennend die Rolle der „Regisseurin“ zugesprochen wurde, war die Teilnahme am Projekt auch ein „Fenster zur Realität“: „Ich weiß jetzt, dass ich im Bereich Film eher nicht arbeiten möchte – die Arbeit macht mir zwar große Freude, allerdings ist sie phasenweise so intensiv, dass ein Leben neben der Arbeit quasi verunmöglicht wird, und dann gibt es Phasen, in denen gar nichts läuft.“
Lotte wiederum hat besonders der Einblick in eine ihr bisher wenig bekannte Kultur beeindruckt: „Mich hat der Anblick des Inneren der Westend-Synagoge überwältigt“, sagt sie und vom Besuch des jüdischen Abendgottesdienstes zur Eröffnung des Sabbats war sie begeistert: „Es herrschte eine so offenen, ungezwungene Atmosphäre, ganz anders als ich das von Gottesdiensten der christlichen Kirchen kenne“, so die Schülerin.
Für die betreuenden Lehrerinnen Miriam Kneller und Anneke Thaler waren die Vorbereitung und Begleitung des Projektes ebenfalls Neuland. Deshalb habe vieles auch eher „Versuchsstatus“ gehabt, so die Lehrerinnen, wie etwa die Vorbereitung der Schülerinnen auf die Filmwoche. Zwischen Weihnachten und Ostern hatten Thaler und Kneller eine „Israel-AG“ angeboten, in der sich die ProjektteilnehmerInnen – zusätzlich zum regulären Unterricht – zwei Stunden pro Woche Wissenswertes über den Staat Israel, Geschichte und politische Situation aneigneten, Orte jüdischen Lebens in Frankfurt besuchten und ihr filmisches Grundlagenwissen vertieften. „In die Hände spielte uns, dass das Thema ‚Identitätsfindung und -Entwicklung’ in der Einführungsphase der Oberstufe Halbjahresthema ist“, so Thaler. „Insofern waren die SchülerInnen in diesem Punkt ExpertInnen.“
Wie es nun weiter gehen soll, dazu haben die SchülerInnen jedenfalls unmissverständliche Vorstellungen: „Wie möchten als Gruppe bald nach Israel reisen, um unsere israelischen FreundInnen wieder zu sehen und ihr Land kennenzulernen“, sagt Jasir. Ob ein zeitnaher Gegenbesuch tatsächlich möglich ist, hängt nicht nur von organisatorischen Fragen, sondern vor allem von der Finanzierung der angedachten Bildungsreise ab. „Grundsätzlich ist die Max-Beckmann-Schule an einem langfristigen Austausch mit einer israelischen PartnerInnen-Schule sehr interessiert“, sagt Schulleiter Harald Stripp, der sich von den Präsentationsfilmen der Jugendlichen begeistert zeigte. Das erfolgreiche Projekt und die überzeugenden Ergebnisse könnten jedenfalls ein gelungener Einstieg für einen derartigen SchülerInnenaustausch mit Israel sein, so der Schulleiter. Insofern verspricht das Projekt, in eine zweite Runde zu gehen: Auf Wiedersehen in Israel!Max-Beckmann-Schule
Claudia Dillmann (Direktorin Deutsches Filminstitut) • Pava Raibstein (Kinder- und Jugend-Aliyah) • Harald Stripp (Schulleiter MBS)